
Alles hat seine Zeit
Jetzt ist die Zeit des Abschieds gekommen. Von heute auf morgen ist das irdische Leben vorbei. Unbegreiflich, dass nun die Zeit gekommen ist, mich verabschieden zu müssen.
Alles hat seine Stunde. Alles hat seine Zeit
Koh 3,1

Unsere gemeinsame Reisezeit ist zu Ende. Unglaublich schöne Landschaften sind wir abgefahren. Unsere Reise ging über Stock und Stein, manchmal war sie aufregend und schön, manchmal kompliziert und schmerzhaft.
Abschied ist ein Ende, wir haben keine gemeinsame Zeit mehr. Das Einzige, was bleibt sind Erinnerungen.
Erinnerungen sind wie ein Fenster, durch das ich dich sehen kann, wann immer ich will.

Wahrscheinlich werden die Erinnerungen verblassen, manche kann man wieder mit Fotos und alten Habseligkeiten auffrischen. Vielleicht kommt das Gefühl mit, wenn man diese Kleinigkeiten betrachtet.
Es wird nie wieder ein neues Erlebnis geben, nie wieder gemeinsame Zeit. Kein Holzarbeiten, keine Gartenarbeiten, keine Kirschen pflücken und keine Reise mehr.
Keine Zeit mehr zum Weintrinken, zum Lesen, zum Wandern.

Möglicherweise habe ich die Faszination für das Schreiben und Lesen von dir mitbekommen, das ist mein Werkzeug, wie ich mit Veränderungen oder Neuanfängen umgehen kann. Denn zuallererst muss ich mir ein Buch kaufen oder ausborgen, wenn ich mich mit etwas Neuem beschäftige.
Diese Zeit ist ein Anstoß meine Aufmerksamkeit bewusst auf das Hier und Jetzt zu richten. Die Zeit, die uns im Leben bleibt, mit ganzem Herzen und mit vollem Bewusstsein zu erleben. Mutig zu sein, Neues auszuprobieren, Vergangenes sein zu lassen.
Denn wie schon Goethe treffend geschrieben hat, kann man nichts durch den Tod verlieren, was im Herzen sitzt.
Und obwohl ich unendlich traurig bin, kann ich zum Abschied nur Danke sagen, Danke für die gemeinsame Zeit und vertraue auf die Worte von Reinhold Niebuhr, die mich schon lange begleiten, immer wieder in Vergessenheit geraten aber besonders in dieser Zeit wieder auftauchen.

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, dass eine vom anderen zu unterscheiden.“
Reinhold Niebuhr

„Wie glücklich ich bin, etwas zu haben, dass einen Abschied so schwer macht.“
Winnie Puh
Danke


2 Kommentare
Ursi
Liebe Doris, ich bin so froh und dankbar, dass du es schaffst diesen Verlust und die gemeinsame Zeit mit unserem Vati in so wunderschöne & treffende Worte zu fassen ❤️
Doris Riegler
Danke