Hilde,  Hobbies

Hilde Restaurierung

Ein Mensch muss sein Hobby schon sehr schätzen, wenn er es ohne Hoffnung auf Ruhm und Geld ausübt, ja sogar ohne jede Chance, es gut zu machen

G.K. Chesterton(1874 – 1936)

Die Weinlese ist vorbei, Allerheiligen Striezel alle aufgegessen, die Kinder alle versorgt und die Weingartenarbeit beginnt erst im Dezember wieder und was fällt uns ein? Wir könnten ja an unserem alten Schmuckstück herumbasteln. Schnell entschlossen wollen wir die Elektrik unserer alten Dame namens Hilde auf Vordermann bringen.

Wir besuchen die Campingmesse und recherchieren über eine zweite Batterie, die sogenannte Aufbaubatterie, die bei unserer Schottlandreise so heiß wurde, dass es unter dem Sitz schon gedampft hat. Die Aufbaubatterie soll wieder Licht ins Innere unseres Gefährtes bringen. Mit viel Information fahren wir wieder heim und warten auf die Lieferung der Batterie.

Endlich es ist soweit, wir können starten.

Also Fahrersitz ausbauen und einmal schauen. Bei dem Anblick wird mir sehr komisch zumute. Ich kenn mich mit Strom wirklich nicht aus, aber Norbert versucht geduldig mir das zu erklären. Vielleicht auch, damit er selber da irgendwie Durchblick erlangt.

Wir entscheiden, es hilft nichts, wir müssen uns auf die Suche machen, wo die ganzen Kabel hingehen und vor allem, was damit versorgt wird.

Das Chaos beginnt, wir tasten uns vor und entfernen die erste Holzverkleidung. Da gibt es blinde Kabel und irgendwie miteinander verbundene Kabel, 12 Volt oder 220 Volt? Bei Minusgraden im Freien mit Winterjacke und Haube bestückt entwirren wir den Kabelsalat. Ab Ende Oktober verbringen wir viel Zeit mit suchen, überlegen, neue Kabel ziehen, Kabel miteinander verbinden, Schalter und Steckdosen einbauen.

Geduldig versucht Norbert mit das Geheimnis des KFZ Stromverhaltens beizubringen. Ich lerne, wie man Kabelschuhe aufpresst, wie man Klemmen anbringt und klettere in die Küchenkästen, um die neue Wasserleitung zu legen, schließe den neuen Kühlschrank an und dann wird es richtig ernst.

Nachdem mittlerweile der halbe Innenausbau der Hilde entfernt wurde, stellt sich die Frage, welches Innendesign soll her.

Hilde ist ein Oldtimer, also sollten wir fast den Innenraum auch auf alt machen. Unser Thema „amerikanischer Diner Stil“.

Das ist jetzt mein Auftrag. Die abmontierte Seite der Hilde wird lackiert. Schaut gut aus, aber dann sollten wir noch den Himmel lackieren und so geht es weiter. Arbeiten mit Lacken ist bei winterlichen Temperaturen für den Arbeiter und die Trocknung des Lackes sehr unvorteilhaft.

Nächster Termin: Happy Home, das überdimensionale Stoffgeschäft, das ich je gesehen habe. Es muss dort mindestens 100.000nde Stoffe zur Auswahl geben. Lederoptik Stoffe für die Sitze, Baumwollstoffe für die Vorhänge. Gut bestückt eröffne ich meine Nähstube und verschwinde ein paar Tage von der Arbeitsbühne im Freien und nähe Überzüge für die Vordersitze, beziehe die Sitzbänke, nähe Vorhänge.

Dann sehen wir erst, dass jetzt das alte Design aus dem Jahre 1980 neben der Sitzbank einfach nicht dazupasst. Also auf zum OBI, eine dünne Holzplatte mit Folie bekleben und über die alte Korkwand drüber. Mist, der Tisch passt da nicht dazu, das heißt auf zum OBI, neue Tischplatte kaufen, Lack dazu und es geht weiter.

Norbert schraubt und schraubt, ich male und nähe.

Immer wieder fällt uns etwas ein, was wir noch machen könnten, aber Weihnachten steht vor der Türe und wir kümmern uns erstmal um die Familie.

Im neuen Jahr bekommt unsere Hilde dann noch einen neuen Anstrich. Stundenlang sitzen wir vor Farbmustern und entscheiden uns für eine gewagte Farbkombination. Unsere Kinder sind sehr skeptisch. Hilde´s Roststellen werden ausgebessert und erhält einen neuen Anstrich.

Endlich nach 3 Wochen warten kommt unser Wohnmobil wieder nach Hause. Alle warten gespannt und schauen aus dem Fenster, bis wir Hilde sehen.

Wir sind einfach nur begeistert, die Farbkombination weiß und türkis finden wir super. Danke an alle die uns dabei geholfen haben.

Nach 6 Wochen des Wartens, der Lack musste noch trocknen, konnten wir dann endlich unsere erste kleine Ausfahrt machen. Strom, Heizung, Licht, alles funktioniert einwandfrei! Das Tüfteln, Schrauben, Malen, Nähen, Umändern, Verzweifeln und nochmals Anfangen hat sich ausbezahlt, unsere Hilde ist für weitere Reisen einsatzbereit.

Der Reisende sieht, was er sieht; der Tourist sieht, was er besucht.

G.K. Chesterton

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